Die BILD-Zeitung hat es vorgemacht, viele Tageszeitungen machen es nach: die tägliche Blattkritik! Eine tolle Sache, um die Leser an der Entstehung des eigenen Blattes teilhaben zu lassen. Die brandenburgische "Lausitzer Rundschau" nimmt es dabei sehr genau - so genau, das auch die internen Animositäten gleich mitgebloggt werden! Dieses nette Fundstück, das von gegenseitiger Symphatie und Respekt unter Kollegen zeugt, möchte ich euch einfach ungekürzt und ungeschnitten vorstellen.
Von Jan Siegel
Es ist immer spannend, wenn ein ausgewiesener Onliner die gedruckte Zeitung kritisch unter die Lupe nimmt. Heute war mit Benjamin Marx gleich unser Online-Chef dran. Aber Marx ist auch ein gelernter Zeitungsmann, der das journalistische Handwerk bei der Würzburger “Mainpost” von der Pieke auf gelernt hat. Für die gedruckte RUNDSCHAU am Freitag hat er einige Verbesserungsvorschläge:
Das ist gut:
• Insgesamt gute Themenmischung auf der 1
• Guter Kommentar von Simone Wendler auf 2
• Rente mit 67: schön aufbereitet, inkl. einer übersichtlichen Tabelle
• Sehr gute Kulturseite zum Filmfestival
• Guter Aufmacher auf der Brandenburger Seite
• Beispielhaft die Aufarbeitung des Aufmachers auf der Wirtschaftsseite – Zwischenzeilen, Überschrift und Bildaussage passen zusammen, Hintergrund-Kasten.
• Ratgeber-Thema gut aufbereitet: Wo Verbrauchern der hohe Euro-Kurs nutzt
• Unterhaltsame Themenmischung auf der Panorama-Seite
• Sport 1, insgesamt gut gelungen. Nur Kleinigkeiten: Themenkomplex Enke gehört eigentlich auch optisch zusammen, und Zwischentitel tun dem Text gut. Gerade unten wirkt der Text über Bittroff optisch wie ein langer Schlauch; Bei dem Zitat in der Überschrift wird nicht klar, um was es geht.
Das ist diskutabel:
• Wir haben bereits zum dritten Mal in Folge auf der 1 ein Aufmacherbild, das nicht zum Aufmacher gehört. Ohne starkes Bild wird der Aufmacher in der Wahrnehmung automatisch abgewertet und der 1 fehlt meiner persönlichen Meinung nach dadurch ein klar dominierendes Element. Dazu kommt noch, dass das heutige Aufmacherbild am Kiosk auch nicht unbedingt einen Kauf-Reflex auslöst.
• Schweinegrippe (Ausgabe COS): Da das Thema Schweinegrippe die ganze Region betrifft, hätte ich mir hier gewünscht, zu erfahren, wie es generell in der Lausitz aussieht, dann hätte man das Thema auch in anderen Ausgaben mitnehmen können.
• Seite 3: „Opfersuche im Internet“, das Bild oben gehört zu dem Ratgebertext „So schützen Sie Ihr Kind“ unten, die Platzierung halte ich für verwirrend. Den Ratgebertext hätte man ähnlich wie beim Thema Rente mit Zwischentiteln bzw. Fett-Anläufen besser und übersichtlicher gliedern können.
• Seite 3 Bleiberecht: gutes Thema, insgesamt ordentlich aufbereitet. Aber der Vorspann verrät mir den aktuellen Anlass nicht. Was fehlt: Eine möglichst grafische Übersicht über die Zahl der Flüchtlinge, die das betrifft. „einige hundert“ ist mir zu schwammig.
• Seite 4: Bei dem Thema mit den stärker werdenden Protesten gegen die Umstellung auf den Bachelor hätten wir unbedingt auch die Hochschulen aus unserem Verbreitungsgebiet anhören müssen.
• Seite 4: Warum wir den hessischen SPD-Chef u.a. zum Stand der SPD interviewen, geht aus dem Text nicht hervor.
• Seite 5: Optisch sieht das Afghanistan-Thema etwas zusammengestöpselt aus. In den 5-Spalter ist ein Einspalter gehämmert, und nach unten rechts geht es mit Obama weiter. Das wäre bestimmt auch schöner gegangen.
4 KOMMENTARE
Diese Art von Mitarbeiter”führung” ist eine Art von Opfergemeinschaften und ich mag keinerlei Opfergemeinschaften, dafür bin ich einfach zu sehr vorbelastet.
Die Jacke kann sich anziehen, wem die Jacke paßt.
Wenn man es ganz genau betrachten würde, dann stellt sich die Sache doch so dar:
Sie haben Frau Wendler die Bearbeitung eines Themas zugeschoben, von welchem Sie wußten daß es gerade derzeit ein heißes Eisen ist und dies obwohl Sie auch wußten, daß Frau Wendler Quereinsteigerin ist und nicht über das notwendige Grundlagenwissen verfügt.
Wer war ehrlicher und fairer zu Frau Wendland ich oder Sie?
Wer sich in einem Beruf und da ist es völlig unerheblich um welchen Beruf es sich dreht, auf den Karrieretrip begibt, der muß dann auch die Bedingungen für den Wettbewerb beim Karrieretrip akzeptieren, es können nicht die bevorteilt werden die keine Ausbildung haben, obwohl andere für diesen Beruf jahrelang studieren mußten. Das ist einfach auch nur Benachteiligung von denen, die den Weg der Ausbildung gegangen sind und das kann nicht das Ziel von Wettbewerb sein.
Wer ein Naturtalent ist schafft es auch ohne Ausbildung in einem Beruf Karriere zu machen, das ist wahr und so hat auch jeder Quereinsteiger, wenn man denn ein Naturtalent wäre eine reale Chance auf Karriere in einem nicht erlernten Beruf.
Alles andere ist einfach auch nur eine Form von Ungleichbehandlung, so gut wie diese sicher oft gemeint ist, ist und bleibt es dennoch Ungleichbehandlung und dies verstößt gegen das Grundgesetz.
Außerdem trüben solche Ungleichbehandlungen wiederum die Arbeitsatmosphäre und so kommt dann eines zum anderen.
Wir haben einfach verschiedenen Vorstellungen von Leistungen, Herr Marx, auch das ist normal, daß Menschen Leistungen unterschiedlich bewerten. Es gab sogar mal eine Studie in der belegt wurde, daß die gleiche Leistung von Schülern von einigen Lehrern mit 5 oder 6 bewertet wurde von anderen Lehrern aber mit 1 oder 2. Es kommt immer darauf an, welche Ansprüche derjenige stellt, der Leistungen bewertet. Leistungsbewertungen sind leider meist auch immer subjektiv. Je lascher eine Lehrkraft ist, desto schlechter ist es eigentlich am Ende für Schüler, weil jeder sich irgendwann der Realität stellen muß, man kann für einzelne Menschen nicht ständig eine Scheinwelt aufrecht erhalten.
Eines können Sie sich trotzdem gesagt sein lassen, Herr Marx, Sie helfen Frau Wendler nicht damit, einen Kommentar zu loben, obwohl in diesem die logisch wichtige Schlußfolgerung zur richtigen Reaktion bzw. Lösung fehlt.
Frau Wendler kann natürlich geltend machen nur Quereinsteigerin zu sein, aber Frau Wendler ist auch Chefreporterin und sobald es in gehobene Positionen in einem Beruf geht, kann man sich nicht mehr auf mangelnde Ausbildung berufen, denn sie hätte diese Beförderung auch selbst ablehnen können. Ich halte nicht viel davon Menschen in den Himmel zu loben, weil irgendwann diese Luftblase immer platzt."
Ob Barbara, die Dritte ihren Job noch hat? Und was sagt Frau Wendler dazu?