Fragezeichen
Seit Tagen wird ständig über den Freitod von Robert Enke, Torhüter bei Hannover 96 vor rund einer Woche berichtet. Ganz eindeutig ist es tragisch, wenn ein Mensch in eine Situation kommt, wo er meint, sich das Leben nehmen zu müssen - was immer eine falsche Entscheidung ist. Ich habe aber so meine Fragen über den Umgang mit dem Tod eines Fußballstars. Diese Fragen sind nicht als Meinung zu werten, sie geben einfach meine Überlegungen wieder.
Wieso kommt ein Mensch zu so einem Entscheid? Ich selbst habe auch immer wieder mit Depressionen zu kämpfen und weiß, was Depressionen sind. Als Mensch, der seit 1994 in verschiedenen Zusammenhängen sozialtherapeutisch tätig ist, aber auch im engsten privaten Umfeld und Freundeskreis ist mir diese Krankheit in ihren verschiedensten Formen begegnet.
Ständig wird in TV und Online über den Freitod berichtet, Sondersendungen werden gemacht, es wird versucht, herumzudeuteln. Bei all den medialen Aussonderungen der letzten Woche habe ich nicht einmal einen Satz über die wirkliche Tragweite eines solchen Dramas gehört. Es wurde über die Trauer der Ehegattin berichtet und über die der Fans. Ob Trauerarbeit in einem Fußballstadion mit 40 000 Leuten geleistet werden kann, das bezweifle ich ganz stark. Der Tod eines angeblich nahestehenden Menschen IST KEIN MASSEN-EVENT. Und nirgendwo wird die Frage gestellt, was ein Freitod für die nachfolgenden Generationen an Gefahr darstellt. Die Inkarnationsfähigkeit der Seele eines Menschen wird schwer geschädigt - und damit Konfliktpotential für nachfolgende Generationen in die Welt getragen. Konfliktpotential, das nicht positiv besetzt ist sondern von ahrimanischen Kräften geprägt sein wird. Das kalte, technokratische Denken hat einen Sieg errungen.
Wie war die Beziehung zu seiner Ehefrau? Hätte sie nicht Anzeichen einer Veränderung, einer Verhärtung der Seele bemerken müssen?
Und -ihr könnt diese Frage jetzt als zynisch oder berechtigt deuten- wieso wird um den Freitod eines Fußball-Stars so ein Rummel gemacht, während man bei armen Leuten in ähnlichen Situationen verspätet oder überhaupt nicht mehr reagiert?
Politiker stellen sich hin und weinen große Krokodilstränen ob des Verstorbenen - und kürzen gleichzeitig an allen Ecken und Enden in der psychiatrischen Betreuung. Ich habe in meiner Einrichtung wochenlang gekämpft, bis ich einen Arzt gefunden habe, der unserer imobilen Leute in der Einrichtung besucht. Vor rund einem Jahr bin ich zufällig in eine Demonstration Stuttgarter Psychiater (sowohl Klinik als auch ambulant) geraten und habe mich mit einigen unterhalten. Vor allem die Klinik-Psychiater berichteten von zum Teil menschenunwürdigen Bedingungen - für Mitarbeiter und Patienten.
Das Geld, was heute für einen schaurig-schicken TV-Event bei ARD, N24 und n-tv sorgte, hätte direkt in eine bessere psychiatrische Betreuung für alle Menschen fließen müssen. Das die ARD dafür auch noch Gebührengelder verschleudert, empfinde ich als schamlos und abstoßend.