ZDF verliert Rest an Unabhängigkeit / WAZ schmeißt unliebsamen Chef raus
Die Entscheidung ist gefallen: Die CDU-Mehrheit im ZDF-Verwaltungsrat hat für die Absetzung des relativ unabhängigen Chefredakteurs Nikolaus Brender durchgesetzt. Brender wurde auf Betreiben des hessl... hessischen Ministerpräsidenten Koch und des Problembär-Jägers Stoiber abgesetzt. Koch begründete dies mit den angeblich schlechten Quoten der ZDF-Nachrichtensendungen. In Wirklichkeit wollte er Brender los werden, weil dieser sich einen letzten Rest an politischer Unabhängigkeit bewahrt hat. Damit wackelt auch ganz gehörig der Stuhl von Intendant Schächter, der Brender für den besten Kandidaten hielt. dwdl.de schreibt von einem "schwarzen Freitag" für das ZDF, Welt online von einem "unwürdigen Geschacher". Campact e.V. sieht einen "Verstoß gegen das Grundgesetz".
Im Umkehrschluss heißt das also, das der brutalstmögliche Aufklärer im ZDF über seine Hanseln im Verwaltungsrat bestimmen kann, wie über den hessl... hessischen Ministerpräsidenten und die CDU überhaupt berichtet wird. Bin mal gespannt, wer neuer christdemo...*hüstel* christdemo....* hust* christdemokratischer ZDF-Chefredakteur wird. Wie sind eigentlich die Quoten im Hessischen Rundfunk???
mehr dazu: dwdl.de, Welt online, campact via presseportal.de
Das ZDF war der erste Versuch, in Deutschland ein Privat-Fernsehen zu gründen. Bundeskanzler Adenauer meinte, gegen den vermeintlichen "Rot-Funk" in der ARD ein Gegengewicht zu schaffen - natürlich ein schwarzes. Die Gründung des sogenannten Deutschland-Fernsehens wurde damals vom Bundesverfassungs-gericht verboten. Wer mehr lesen will, liest hier.
Hier noch ein schöner Auszug aus einem ...ja, schon wieder... Spiegel-Artikel über die Kandidatensuche bei der ZDF-Intendantenwahl 2001: "Kein Name scheint mehr zu abwegig, um nicht genannt zu werden - vom abgewählten Hamburger SPD-Wirtschaftssenator Thomas Mirow bis zu Verteidigungsminister Rudolf Scharping. Kein Vorstoß zu dreist, um nicht gewagt zu werden - wie der von NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement, der gleich mit der Kündigung des ZDF-Staatsvertrags drohte, sollte die Kür nicht nach seinen Vorstellungen laufen. Und kein Beitrag zu albern, um ihn sich zu verkneifen: So teilte der frühere RTL-Chef und Clement-Berater Helmut Thoma, 62, sicherheitshalber über die "Zeit" mit, er persönlich fühle sich "zu jung" für die Aufgabe. Willkommen im Intendanten-Stadl!" Also der hessl... hessische MP wollte wenigstens nicht den Staatsvertrag kündigen.
Nur ein ganz normaler Rausschmiss
Mit der Behauptung, bei den drei Thüringer Lokalzeitungen der WAZ-Gruppe ein "innovatives Redaktionskonzept" einführen zu wollen, wird der langjährige Chef der "Thüringer Allgemeinen", Sergej Lochthofen vor die Tür gesetzt. Lochthofen sperrte sich gegen die redaktionelle Zusammenlegung von "Thüringer Allgemeinen", "Ostthüringer Zeitung" und "Thüringische Landeszeitung" aus rein wirtschaftlichen Gründen. Des weiteren wehrte er sich gegen das Konzept, Redaktion und Anzeigengeschäft zu vermischen. Geschäftsführer der WAZ-Gruppe ist Bodo Hombach (SPD), ehemaliger Wirtschaftsminister in Nordrhein-Westfalen und von 1998 bis 1999 Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben in der ersten Regierung Schröder.
mehr dazu: turi2.de, mdr.de, taz.de, Der Freitag, Thüringer Allgemeine
Wahrlich ein SCHWARZER Tag für die Pressefreiheit in Deutschland.